Fischarten im Gardasee

Die Fischerei und der Olivenanbau waren einst die Haupteinnahmequellen am Gardasee. Heute gibt es nur noch wenige Berufsfischer. Die meisten von Ihnen sind in Garda, wo die Fischergenossenschaft jeden Tag frischen und geräucherten Fisch in der Via Antiche Mura verkauft. Die fischreichste Gegend ist die "Peschiera di San Vigilio", zu der auch die "Secca del Vò" (secca = seichte Stelle), ein Unterwasserberg vor Bardolino gehört.

Agone (Alosa fallax lacustris)


Die Agone lebt in Schwärmen und war in den vergangenen Jahrhunderten, gemeinsam mit dem Ukelei, eine wichtige Lebensgrundlage zu Hungerzeiten. Sie ist eine sesshafte Fischart, die in großen Schwärmen in der Tiefe von Binnenseen lebt. Im Winter ist sie ausschließlich im Pelagial zu finden, aber im Sommer kommt sie auch an die Seeoberfläche in Ufernähe. Sie ernährt sich von Plankton und manchmal von kleinen Tieren, die auf dem Grund des Sees zuhause sind. Sie wird maximal 35 bis 40 cm groß und sieben bis acht Jahre alt. Im Gardasee bestehen die Agone-Schwärme aus bis zu zehntausend, gleichaltrigen Fischen. Ihr Fleisch ist sehr schmackhaft und leicht fettig. Im Herbst und Winter, wenn der Fisch seine maximale Größe erreicht, entwickelt er sein bestes Aroma.

 

Ukelei (Alburnus alburnus)


Der Ukelei ist ein kleiner, schmaler Fisch mit ziemlich kleinem und deutlich schrägem Mund, dessen Unterkiefer leicht hervortritt. Er wird maximal 15 cm lang und bis zu 50 Gramm schwer. Es ist ein geselliger Fisch, der in äußerst großen Schwärmen in fließenden Gewässern und Seen lebt. Er bevorzugt klares, nicht zu kaltes Wasser und meidet trübe Gewässer mit dichter Vegetation oder niedrigem Sauerstoffgehalt. Seine Ernährung ist vielseitig. Den Hauptteil macht das Phytoplankton, aus aber er frisst auch Larven, Insekten, Wenigborster und Krustentiere. Der Fisch ist ein bedeutendes Glied in der Nahrungskette vieler aquatischer Ökosysteme und die wichtigste Nahrungsquelle für Raubfische wie den Hecht, die Forelle und den Barsch. Die Bestände sind teilweise stark dezimiert, was an der intensiven Fischerei, der zunehmenden Wasserverschmutzung und dem signifikanten Vorkommen von Ichthyophagen-Vögeln (Kormorane, Möwen usw.) an Seegewässern liegt. Der Ukelei stellte jahrhundertelang das tägliche Brot für die Bewohner am Gardasee dar. Ein schmackhafter Fisch, der vielseitig eingesetzt werden kann. Er wird frisch verzehrt, in Salz eingelegt oder in der Sonne getrocknet. Aufgrund seiner kleinen Größe eignet er sich auch hervorragend zum Frittieren. Auch heute noch wird er gern in Salzlake konserviert, um ihn als Beilage zu den klassischen Bìgoli aus der Nudelpresse zu essen… ein traditionsreiches Gericht aus der Gardasee-Region.

 

Aal (Anguilla anguilla)


Der Aal hat einen langgestreckten Körper, der vorne zylinderförmig und hinten eher flach ist. Aufgrund seiner starken Schleimsekretion ist er sehr glitschig. Er ist ein Raubfisch, der sich hauptsächlich von Krebstieren, Würmern, verschiedenen Mollusken, Amphibien, Fischeiern und kleinen Fischen ernährt, wobei er nachts aktiv ist. Zum laichen wandert er vom Binnengewässer ins Meer, und die Larven ziehen später zurück ins Süßwasser. Der Europäische Aal pflanzt sich im Atlantischen Ozean fort, aber im Gardasee wurde er von Menschenhand eingeführt, weil das Meer aufgrund der Dämme am Fluss Mincio nicht mehr zugänglich ist. Weibliche Tiere werden bis zu 40 Jahre alt und können eine Länge von 1,5 m und ein Gewicht von 6 kg erreichen. Männliche Tiere werden selten älter als 15 Jahre. Das Fleisch ist besonders fett und beliebt. Der Gardasee-Aal ist äußerst lecker und aufgrund der Zuführung von Menschenhand in konstanter Menge vorhanden.

 

Barbe (Barbus barbus)


Die Barbe hat einen charakteristischen Mund mit 4 Barteln an der Oberlippe, einen konischen Körper und ziemlich große Schuppen. Sie lebt in Bodennähe von schnellfließenden Gewässern in Bergregionen oder Flachlandflüssen, manchmal Seen, und bevorzugt klares, kaltes Wasser mit einem kiesigen, steinigen oder sandigen Boden. Die Barbe ist eine gesellige Fischart und bildet große Schwärme. Ihre Beute besteht aus Würmern, Weichtieren, Insektenlarven, Eiern und Fischbrut anderer Fische und manchmal auch aus Pflanzenrückständen. Die Barbe kann größer als 60 cm werden, wobei das Gewicht meist unter 4 kg bleibt. In der Küche wird sie nicht viel verwendet, besonders weil ihre Eier und Eierstöcke für den Menschen toxisch sind und Bauchschmerzen bereiten.

 

Quappe (Lota lota)


Die Quappe ist ein nachtaktiver Fisch, der besonders gern Fischeier frisst. Er lebt in Bodennähe von Seen und Flüssen mit langsamer Strömung, in klarem und kühlem Wasser. Als Raubfisch ernährt sich hauptsächlich von Wasserlarven, Regenwürmern und kleinen, sowohl lebendigen als auch toten Fischen. Dieser seltsame, dem Kabeljau ähnelnde Bodenfisch, kann bis zu 60 cm lang und 3 bis 4 kg schwer werden. Die größeren Exemplare liefern weißes grätenloses Fleisch, das trotz der eher weniger anmutenden Form des Fisches äußerst schmackhaft ist.

 

Karpfen (Cyprinus carpio)


Der Karpfen ist eine allochtone Fischart, die aus Asien stammt und mit der Antike in Italien eingeführt wurde. Er lebt hauptsächlich in Teichen, Nebenflüssen, Kanälen, kleinen Seen und überall dort, wo es gemäßigt kaltes Wasser und keine oder eine sehr schwache Strömung, schlammigen Boden und Wasserpflanzen gibt. Der Karpfen ist ein Allesfresser, der sich hauptsächlich von am Boden lebenden Kleinlebewesen und Pflanzen ernährt. Er kann eine beträchtliche Länge von bis zu 80/100 cm und ein Gewicht von über 20 kg erreichen. Er strotzt auch schwierigen Umweltbedingungen und ist in Gewässern mit niedrigem Sauerstoffgehalt überlebensfähig. Als Speisefisch wird er besonders am südlichen Gardasee geschätzt. Sein Fleisch ist fett, köstlich und intensiv im Geschmack.

 

Gardaseeforelle (Salmo carpio)


Die Gardaseeforelle ist eine Fischart aus der Familie der Lachsfische, die ausschließlich im Gardasee vorkommt. Obwohl Sie Zähne hat, ernährt sie sich von Zooplankton und bodenbewohnenden Krebstieren. Das Weibchen hat das ganze Jahr über eine gleichbleibende Silberfarbe, währenddessen das Männchen zur Paarungszeit eine sehr dunkle, oft schwarze Farbe annimmt. Für Unerfahrene ist sie leicht mit der Seeforelle zu verwechseln, deren Flanken ebenfalls mit schwarzen Punkten in Form eines X gemustert sind. Der natürliche Lebensraum ist der südliche Gardasee, in dem sie ausreichend Nahrung findet. Während der Fortpflanzungszeit schwimmt sie jedoch auch in den mittleren und nördlichen See und hält sich dort über tiefen, sauberen und kiesigen Böden auf. Das Fleisch ist weiß oder rosa, ist sehr zart und lecker.

 

Döbel (Leuciscus cephalus)


Der Döbel ist der vermutlich am meisten verbreitete Karpfenfisch und gleichzeitig einer, der am leichtesten zu erkennen ist, weil er sich gerne in Ufernähe aufhält. Er hat einen torpedoförmigen Körper mit einem großen Kopf. Sein Körper ist schmal und gleichzeitig massiv. Er hat einen großen, leicht schrägen Mund und ist praktisch ein Allesfresser: er ernährt sich von Krebstieren auf dem Seegrund, Insekten auf der Wasseroberfläche, von Früchten, die von Bäumen gefallenen sind und sogar von Abwasserabfällen. Im Erwachsenenalter wird er zum Raubtier und frisst eifrig kleine Fische, am liebsten Ukelei. Der Fisch kann beträchtliche Maße erreichen: er wird bis zu 60 cm lang und 3 bis 4 kg schwer. Die Fortpflanzung dauert von April bis Juli und länger, je nach Saison und thermischen Zyklen der verschiedenen Lebensräume. Während der Paarungszeit zieht der Döbel in großen Schwärmen in flaches Wasser. Dabei können normalerweise Weibchen von beträchtlicher Größe gesichtet werden, die von Dutzenden kleineren Männchen verfolgt werden.

 

Lavaret (Coregonus lavaretus)


Der Lavaret ist der meist geschätzte Fisch des Gardasees. Er ist mittelgroß und schlank, meist 30 bis 50 cm, in seltenen Fällen auch bis zu 80 cm groß und 4 kg schwer. Er ist leicht an seiner besonderen Pupille zu erkennen. Der Name Coregonus bedeutet „eckige Pupille“ und in der Tat ist seine Pupille nach vorne etwas zugespitzt. Es ist keine einheimische Art. 1918 wurden mehr als eine Million Jungfische von Menschenhand eingeführt. Heute ist der Lavaret aufgrund der konstanten Rekolonisierungsaktivät eine sehr verbreitete Spezies. Sie ernährt sich fast ausschließlich von Plankton (tierische Organismen, die im Wasser leben und mit der Strömung treiben und die Grundlage aller Nahrungsketten in Salz- und Süßwasser sind) und manchmal von Insektenlarven oder kleinen Krebs- und Weichtieren. Der Lavaret bevorzugt tiefes, klares und sauerstoffreiches Wasser und ist Verschmutzungen gegenüber sehr empfindlich. Im Winter, wenn er sich fortpflanzt, zieht er in das flachere und ruhigere Wasser in Ufernähe. Sein weißes Fleisch ist zart und sehr beliebt. Es ist fettarm, reich an Omega 3, leicht verdaulich und hat nur wenige Gräten.

 

Hecht (Exos lucius)


Der Hecht ist in fast allen Gewässern im Flachland anzutreffen, besonders in Karstquellen. Er liebt Gebiete mit langsam fließendem oder stehendem Wasser, wie zum Beispiel kleine Seitenarme von Flüssen, wenn es dort Schilf oder Pflanzen gibt, in denen er sich verstecken und kleinen Fischen auflauern kann. Als Jungtier frisst er hingegen ausschließlich wirbellose Tiere. Gelegentlich nimmt er auch kleine Sumpfvögel, Amphibien, Nagetiere und Wasserschlangen zu sich. Im Gardasee wird der Hecht bis zu einem Meter groß. Er ist sowohl von Berufs- als auch von Hobbyfischern aufgrund seines wohlschmeckenden weißen und festen Fleisches beliebt.

 

Flussbarsch (Perca fluviatilis)


Der Flussbarsch ist ein mittelgroßer Fisch, der 45 bis 50 cm groß wird und bis zu 1,5 kg wiegt, wobei die Größe von den jeweiligen Umweltbedingungen abhängig ist. Je mehr Fische vorhanden sind, desto langsamer wächst er. Jungfische leben bis zu einer Länge von 10-13 cm fast ausschließlich von Zooplankton, Insektenlarven, Würmern und kleinen Krebsen. Später ernährt sich der Barsch fast nur noch von Fischen, die er aktiv jagt. Seine Vorliebe gilt dem Ukelei. Der Flussbarsch wird von professionellen Fischern geschätzt, weil er sehr zartes und wohlschmeckendes weißes Fleisch unter seiner schützenden dicken "Haut" verbirgt.

 

Forellenbarsch (Micropterus salmoides)


Der Forellenbarsch stammt aus Nordamerika. Er wurde Anfang dieses Jahrhunderts in den Gardasee eingeführt. Er ist ein Raubfisch, der hauptsächlich andere Tieren frisst. Jüngere Individuen leben an der Oberfläche und ernähren sich von Makroinvertebraten (Insektenlarven, kleine Würmer, kleine Insekten mit Flügel), währenddessen erwachsene Tiere in Bodennähe zu finden sind und Amphibien und kleine Fische, manchmal auch von der eigenen Spezies, jagen. Der Forellenbarsch lauert wie der Hecht in der Unterwasservegetation auf seine Beute aber er verfolgt sie auch aktiv, genauso wie der Barsch. Es kann bis zu 60 cm groß werden und 6 bis 7 kg erreichen. Sein Fleisch ist wie das der meisten Raubfische beliebt.

 

Schleie (Tinca tinca)


Die Schleie lebt vorwiegend in stehenden oder langsam strömenden Gewässern mit schlammigen und pflanzenreichen Böden. Den Winter verbringt sie fast regungslos im Schlamm in einer Art Winterschlaf. Sie ernährt sich von bodenlebenden Würmern, Insektenlarven, Krustentieren und Schnecken auf Pflanzen. Die Schleie ist gelbgrün mit goldenen Reflexen. Sie hat schwarze Flossen, zwei sehr kurze Barteln am Maul und kleine Schuppen mit einer dicken Schleimschicht. Sie kann ein Gewicht von 2 bis 4 kg und eine Länge von 50 bis 60 cm erreichen. Die Schleie ist ein anpassungsfähiger Fisch, der auch bei Temperaturen zwischen 5 und 30 Grad wächst und mit wenig Sauerstoff auskommt. Seine Widerstandsfähigkeit macht ihn zu einem perfekten Zuchtfisch. Sein Fleisch hat einen mittleren Fettgehalt, ist zart und wohlschmeckend. Im Sommer kommt es vor, dass das Fleisch nach Schlamm schmeckt. Dem kann ganz einfach vorgebeugt werden, indem der noch lebende Fisch kurz in sauberes Wasser gegeben wird.

 

Forelle (Salmo trutta)


Die Forelle wird als Königin des Sees bezeichnet; sie ist immer seltener im Gardasee zu finden. Sie pflanzt sich im letzten Teil des Nebenflusses vom Gardasee, dem Sarca, und in einigen Teilen des kleinen Flusses Toscolano am Westufer fort. Sie wird über einen Meter groß und kann ein beachtliches Gewicht von 20 kg erreichen. Sie ist hier endemisch und ernährt sich von kleinen Fischen. Im See gibt es drei Forellenarten: die Seeforelle, die Bachforelle und die Regenbogenforelle. Die erstgenannte ist hier zuhause und reproduziert sich dementsprechend; der Bestand der anderen beiden muss von Menschenhand „aufgefüllt“ werden. Forellen sind Fleischfresser und Raubtiere. Sie ernähren sich zunächst von Wirbellosen, später dann von Jung- und Kleinfischen. Ihr Fleisch ist wirklich lecker, besonders das der größeren Exemplare. Es ist fest und ohne Gräten, weiß oder, wenn die Ernährung auf Schalentieren beruhte, rosa. Alle Forellenarten sind ein Genuss.


foto fonte www.amicidelgondolin.it